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«Prime Evolution»: Roman Sonders über Entwicklung, Werte und zukunftsweisende Strategien

«Prime Evolution»: Roman Sonders über Entwicklung, Werte und zukunftsweisende Strategien

Still, aber tiefgreifend hat sich hinter den Kulissen der Prime Communications AG ein bedeutender Wandel vollzogen: Im Sommer 2021 hat Roman Sonders die Leitung der seit über 25 Jahren bestehenden Agentur übernommen. Wer ist der neue Inhaber & CEO, und was motiviert ihn? Welche Werte treiben ihn an und wie sieht er die Zukunft des Marketings? Ein Einblick in die Gedankenwelt des Mannes, der Prime in eine neue Richtung lenkt.

Prime Communications CEO Roman Sonders

Bild: Prime-Inhaber & CEO Roman Sonders verrät, was ihm am Herzen liegt.

Jede Reise beginnt mit einem ersten Schritt...
Fangen wir also ganz am Anfang deiner Karriere an. Kannst du uns etwas über deine ersten Jobs erzählen, Roman?

Mein erster offizieller Job war meine vierjährige Lehre zum Maschinenmechaniker. 340 Franken Lohn pro Monat gab’s damals im ersten Lehrjahr. Bevor ich dann ins Marketing eingestiegen bin, habe ich eine Vielzahl kleiner Nebenjobs ausgeübt, um meine Reisen zu finanzieren: vom Bademeister, über Bar-Mitarbeiter, Umzugshelfer, Türsteher bis hin zu Model-Aufträgen habe ich in meinen jungen Zwanzigern wirklich alles ausprobiert, was mir Freude bereitet hat.

Welche Ziele und Wünsche hattest du für deine berufliche Karriere?

Während meiner Zeit in der Gastronomiebranche wurde durch die zahlreichen Veranstaltungen, Events und Caterings, die wir dort organisierten, das erste Interesse am Marketing in mir geweckt.

Nach meiner Reisezeit fand ich eine Anstellung bei Hooper's Hooch, einer der ersten Firmen, die in der Schweiz Alcopops auf den Markt brachte. Dort lag der Fokus meiner Tätigkeiten im Bereich Eventmanagement sowie Promotions- und Sponsoringaktivitäten. Dank meiner gastronomischen Erfahrung verfügte ich bereits über ein weitreichendes Netzwerk an Kontakten, was enorm hilfreich war. Ich erkannte rasch, dass diese Welt mir liegt und meine wahre Leidenschaft ist. Das war der Startschuss für meine Marketingkarriere.

Das heisst, du hast schliesslich deinen Weg gefunden und deine Ziele erreicht?

Natürlich musste ich mich zuerst nebenberuflich intensiv umschulen und weitergehende Ausbildungen absolvieren. Aber ich habe das Marketing-Ziel von da an konsequent verfolgt – angefangen beim Besuch eines Administrations- und Marketing-Basiskurses, über Schulungen zum Marketingplaner und Marketingleiter, bis hin zum MBA mit Fachrichtung Marketing.

Ich hatte das Glück in meinen jungen Jahren vieles ausprobieren zu dürfen und habe immer das gemacht, was ich gern gemacht habe. Da ich immer schon ein breites Interessensspektrum hatte, konnte ich so die Tätigkeit finden, die mir am meisten liegt.

Welche strategischen Entscheidungen hast du getroffen, als du Prime übernommen hast?

Mir war es wichtig, meine persönlichen Wertvorstellungen in Bezug auf das Marketing und das Business im Allgemeinen in die Markenwerte von Prime einfliessen zu lassen.

Besonderen Fokus lege ich auf das Thema «Entwicklung». Damit meine ich sowohl die Entwicklung von Marken als auch der dahinterstehenden Unternehmen und der Menschen, die mit der Marke arbeiten. Genauso wie mich persönlich, möchte ich Prime als Unternehmen weiterbringen, unsere Projekte vorantreiben und gleichzeitig den Kunden helfen, sich in die richtige Richtung zu entwickeln.

Je nachdem, ob es sich um ein Startup oder ein etabliertes Unternehmen handelt, sehen dabei die passenden Entwicklungsschritte völlig unterschiedlich aus. Das finde ich spannend – gerade in der heutigen Zeit, in welcher digitale Themen von zentraler Bedeutung sind.

Als Konsequenz des neuen Wertekonzepts hat sich Prime auch einem Rebranding unterzogen. Welche Veränderungen haben sich dadurch ergeben?

Neben dem erwähnten Hauptfokus «Entwicklung», rückten mit dem Rebranding Markenwerte wie Effektivität, Klarheit, Systematik und Exzellenz in den Vordergrund, was sich letztlich ja auch im Firmennamen «Prime» widerspiegelt. Mir war eine Positionierung wichtig, die uns vom reinen Kreativ-Business differenziert: Natürlich erbringen wir auch kreative Leistungen, jedoch immer mit einem klar strategischen Hintergrund.

Diese Veränderung ist auch im neuen Erscheinungsbild von Prime erkennbar. Wir setzen nun auf eine Palette aus Schwarz, Weiss, Gold und Dunkelblau, was unsere neuen Markenwerte besser unterstreicht.

Last but not least betrifft die Neuausrichtung auch die interne Unternehmenskultur. Alle Mitarbeitenden bei Prime denken und handeln integriert. Sie streben danach, ihren Bereich weiterzuentwickeln – sei es in kreativer Hinsicht, im Projektmanagement, im Content-Bereich oder wenn es um digitale Themen geht. Ganz getreu nach dem Motto: Wie kann ich etwas noch besser machen für die Kunden oder für Prime selbst, um in die richtige Richtung zu wachsen.
Mir ist es wichtig, dass die Menschen, die bei uns arbeiten eine gewisse Eigenmotivation und einen eigenen Drive haben. Dafür schaffe ich auch die nötigen Voraussetzungen und Freiräume für Weiterbildungen oder um Workshops und Events zu besuchen.

Welche Persönlichkeit hat dich im Laufe deiner Karriere am meisten beeindruckt oder beeinflusst?

Mich faszinieren generell Menschen, die eine Leidenschaft für etwas an den Tag legen und diese konsequent leben – Menschen, die ihrem Nordstern folgen und sich nicht beirren lassen.
Im Laufe meiner Karriere habe ich viele solche Persönlichkeiten kennengelernt. Wenn ich mich heute mit einem Thema konfrontiert sehe, das nicht unmittelbar zu meinem Fachgebiet gehört, weiss ich daher ganz genau, bei wem ich anklopfen muss. Ich bin begeistert von der Arbeitsweise, flexibel Experten für ein bestimmtes Projekt oder ein spezifisches Thema heranzuziehen.

Was war die interessanteste oder ungewöhnlichste Marketingkampagne, an der du jemals beteiligt warst, und was hast du daraus gelernt?

Einerseits war dies auf jeden Fall das Rebranding der AMAG – eines der grössten Rebrandingprojekte der Schweiz der letzten Jahre – wo wir von der Gebäudebeschriftung bis hin zum kleinsten Formular alles komplett überarbeitet haben. Im Rahmen dieses Projekts durfte mit ich Personen aus dem Verwaltungsrat und dem Top Management der AMAG zusammenarbeiten sowie einer Vielzahl anderer spannender Leute und konnte viele wertvolle Erfahrungen sammeln, da wirklich jedes Detail geändert werden musste.

Das zweite, was mir in unvergesslicher Erinnerung geblieben ist, ist die Kooperation mit Robbie Williams während meiner Zeit bei Café Royal. Ich hatte die Chance, ihn mehrfach treffen zu dürfen – sowohl Backstage an seinen Konzerten, weil wir seine Europatour gesponsert haben, aber auch mehrere Male bei Drehs und Shootings, da er unser Markenbotschafter war. Die Zusammenarbeit mit einem internationalen Superstar wie ihm war zweifellos eine besondere Erfahrung. Trotz der teilweise sehr anspruchsvollen Aufgabe konnte ich aus diesem Projekt nebst den tollen Erinnerungen auch äusserst wertvolle Erkenntnisse für meinen Beruf mitnehmen.

Welches Marketinginstrument bzw. welche Marketingstrategie, glaubst du, wird komplett unterschätzt?

Ich denke, Live-Marketing in Verbindung mit Content, respektive digitalem Marketing wird massiv unterschätzt und vor allem von kleineren Unternehmen noch viel zu wenig gut genutzt. Zum Beispiel Sponsoring-Engagements oder Events, bei denen Live-Marketing ins Zentrum gestellt wird und dann konsequent darauf aufbauend weitere Massnahmen umgesetzt werden. Die digitalen Instrumente, die uns heute zahlreich zur Verfügung stehen, bieten hier vielfältige Möglichkeiten, ohne allzu hohe Kosten zu verursachen.

Am meisten Wirkung erzielt immer noch, wenn man etwas real erlebt – das ist klar. Durch die digitalen Medien gibt es aber nun die Möglichkeit, ein hautnahes Erlebnis (audio)visuell weiterzugeben und kann so aus Marketing-Sicht die Message um ein x-faches multiplizieren.

Ein Beispiel für eine solche Aktion, die ich persönlich leiten durfte, war das Projekt «5Pounds» – ein Popup Experience Event, der in Zürich stattfand. An dieser Veranstaltung hatten Besuchende die Möglichkeit, die Markenwerte von Café Royal – Mut, Abenteuer und Freiheit – in verschiedenen Erlebnisräumen dreidimensional mit allen Sinnen erleben zu dürfen. Daraus haben wir Content kreiert, in diesem Fall auf Instagram, und konnten so die Erlebnisse eines lokalen Events in die ganze Schweiz hinaustransportieren. Dieses aussergewöhnliche Projekt beweist, dass das Thema Live-Marketing in Verbindung mit Content Marketing erfolgreich funktioniert.

Stell dir vor, du hättest eine Marketing-Superkraft. Welche besondere Fähigkeit würdest du dir aussuchen und wie würdest du sie einsetzen?

Ich würde mir wünschen, dass ich die Fähigkeit hätte, aus den vielfältigen Möglichkeiten, die das Marketing bietet, immer genau diejenigen zu erkennen, die für das jeweilige Unternehmen am sinnvollsten sind – also jene, die genau zu dem bestimmten Zeitpunkt, die richtigen und wirkungsvollsten sind, um die angestrebten Ziele zu erreichen. Oder aus einer anderen Perspektive betrachtet hätte ich gerne die Superkraft zur Individualisierung: Immer für jede einzelne Zielperson den optimalen Mix aus Marketingmassnahmen zum perfekten Zeitpunkt bereitstellen zu können.

Im Grunde genommen ist das ja aber genau meine berufliche Hauptaufgabe – also verfüge ich bereits irgendwie über diese Superkraft… oder arbeite zumindest daran. :-)

Gibt es ein Zitat oder einen Spruch, der dich im Geschäftsleben begleitet und dein Denken und Handeln beeinflusst? Wenn ja, welcher ist es und warum?

Ein Grundsatz, der mir sehr wichtig ist, lautet: «Effektivität vor Effizienz». Der Fokus sollte zuerst auf der Effektivität liegen – also «die richtigen Dinge tun» – und erst in einem zweiten Schritt auf der Effizienz – «die Dinge richtig tun». Damit meine ich, dass zunächst die passenden Massnahmen für die aktuelle Unternehmenssituation definiert werden müssen. Erst wenn diese Auswahl getroffen ist, kann man überlegen, wie man diese bestmöglich umsetzt.

In meinen 30 Jahren Marketingerfahrung habe ich leider zu oft gesehen, wie gewisse Aktionen einfach ohne gross nachzudenken umgesetzt werden, weil sie aktuell gerade im Trend sind oder besonders auffallen. Rückblickend stellen sich diese aber oft als nur wenig nutzbringend für das Unternehmen heraus. Dann lässt man es lieber sein. Klar, man soll mutig sein, aber auch den Mut haben, etwas nicht zu tun.
Laut Statistiken könnten bis zu 20% aller Marketingtouchpoints und Massnahmen von Unternehmen gestrichen werden. Die verbleibenden 80% hätten immer noch den gleichen Effekt auf dem Markt. Viele Firmen haben beispielsweise das Gefühl, sie müssten in allen sozialen Medien präsent sein – ein riesiger Aufwand –, dabei würde es reichen, ein oder zwei Kanäle zu betreiben.

Wichtig ist Effektivität und eine gewisse Systematik und diese dann exzellent in die richtige Richtung umsetzen – womit wir wieder bei den Markenwerten von Prime wären.

Welcher Trend in der Marketingbranche birgt deiner Meinung nach das grösste Wachstums- und Erfolgspotenzial in den kommenden Jahren?

Für mich ist das eindeutig die fortschreitende Digitalisierung. Diese ist ja ein grundlegender Trend in unserer Gesellschaft. Da gibt es noch viel Luft nach oben und wir stehen erst am Anfang dessen, was möglich ist.

Auch im Marketingbereich hat die Digitalisierung enormes Potenzial, das es aber gilt, richtig zu nutzen – künstliche Intelligenz etwa, um ein aktuelles Beispiel zu nennen. Es beeindruckt mich immer wieder, zu sehen, welchen Einfluss der digitale Wandel auf bestehende Geschäftsmodelle hat und wie er völlig neue Ansätze hervorbringt. Durch strategisches Marketing können ganze Businessmodelle neu entwickelt oder umgestaltet werden. Oftmals wird Marketing lediglich am Schluss als reines Kommunikationsinstrument eingesetzt. Es ist jedoch entscheidend, dass Marketingexperten bereits zu Beginn in den Prozess eingebunden werden und mit den Kunden zusammenzusitzen, um gemeinsam neue Geschäftsideen, Geschäftsmodelle und Produkte zu entwickeln. Da sehe ich das grösste Potenzial – auch für uns als Prime.

Übrigens ist das auch das Hauptthema unseres «scale-it»-Blogs, dessen Artikel sich mit der Frage auseinandersetzen, wie sich die Digitalisierung auf verschiedene Branchen und Businessmodelle auswirkt.

Zu guter Letzt: Wir bei Prime sehen dich oft mit einem Kaffee in der Hand. Welche Rolle spielt das Getränk in deinem Arbeitsalltag als CEO?

Kaffee spielt eine grosse Genussrolle in meinem Leben. Als erstes brauche ich jeden Morgen eine gute Tasse Kaffee – das ist schon seit jeher so und eine Art Ritual für mich. Die Zeit, morgens in Ruhe einen guten Kaffee zu trinken, nehme ich mir immer. Kaffee ist in gewisser Weise ein konstanter Begleiter in meinem Leben: Ich selbst habe in der Kaffeebranche gearbeitet, meine Partnerin arbeitet in der Kaffeebranche und wer weiss – ohne zu viel zu verraten – vielleicht taucht das Thema Kaffee ja bald auch schon in Zusammenhang mit unserer Kundenliste auf…

Mehr zu Roman Sonders finden Sie hier.



Dieses Interview wurde geführt von: Lee Saydam